Der Wohnungsbau bricht massiv ein

Die hohen Baukosten und wirtschaftliche Unsicherheiten wirken sich auf die Aufträge am Bau aus: Die Nachfrage nach Wohnungen ist besonders zurückgegangen, wie die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Die Branche selbst geht davon aus, dass sich die Lage noch verschlechtern wird.

Das Statistische Bundesamt meldet für Mai 2022 einen preisbereinigten Rückgang des Auftragseingangs (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) im Wohnungsbau von 13,5 Prozent gegenüber Mai 2022. Für den Zeitraum Januar bis Mai hat die Bundesbehörde ein reales Minus von 5,1 Prozent errechnet.

Neben den hohen Baukosten, dürften auch die weiter steigenden Energie-, Lebenshaltungs- und Zinskosten das Budget vor allem der privaten Bauherren belasten.

Für den Wirtschaftsbau haben die Statistiker für Mai ein Auftragsplus ausgewiesen, auch der Öffentliche Bau legte real zu. Das Plus konnte den Einbruch im Wohnungsbau aber nicht ausgleichen.

Bauhauptgewerbe: Auch die Umsätze sinken

Im gesamten Bauhauptgewerbe gingen die Aufträge im Mai 2022 im Vorjahresvergleich preisbereinigt um 3,5 Prozent zurück – kalenderbereinigt um 7,5 Prozent. Für den Zeitraum Januar bis Mai wird ein Orderminus von real (saison-, kalender- und preisbereinigt) 0,8 Prozent ausgewiesen. Auch der Umsatz ist den Zahlen zufolge mittlerweile ins Minus gerutscht: Das Bundesamt meldete von Januar bis Mai einen realen Rückgang von 0,4 Prozent – und allein im Mai ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Hier machen sich die Lieferengpässe bemerkbar. Wenn kein Material da ist, kann auch nicht gebaut werden. Damit liegen wir jetzt in der Spanne unserer Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2022 von minus zwei bis null Prozent“, fasst Müller die Situation zusammen.

Flaute am Bau: Investoren ist die Lage zu vage

Die Folgen des russischen Angriffs der Ukraine bekam die Bauindustrie bereits im April 2022 deutlich zu spüren: Das Statistische Bundesamt meldete in der Vormonatsumfrage einen realen Einbruch des Auftragseingangs um satte 16,4 Prozent im Vergleich zu März (saison-, kalender- und preisbereinigt). Gegenüber April 2021 ging das Auftragsvolumen um 11,7 Prozent zurück.

Damit war das Orderplus des Vormonats den Statistikern zufolge schon aufgezehrt. Für den Zeitraum von Januar bis April 2022 wurde noch ein reales Minus von 0,1 Prozent ausgewiesen. 

Ifo-Institut: Hohe Kosten, mehr stornierte Wohnbauprojekte

In der deutschen Baubranche werden momentan zudem ungewöhnlich viele Projekte storniert. Auf dem Hochbau betrug der Anteil der betroffenen Unternehmen 11,5 Prozent laut der jüngsten Umfrage des Ifo-Instituts zur Lage im Juni (Mai: 13,4 Prozent). Die Größenordnung ist den Forschern zufolge vergleichbar mit dem Corona-Schock im Frühjahr 2020. Im Wohnungsbau seien die die Stornierungen besonders häufig.

Vielerorts fehle es noch an Material – im Juni meldeten 47,1 Prozent der Hochbauunternehmen Lieferengpässe –, die Lage scheint sich aber langsam zu entspannen. In der Vormonatsumfrage des Ifo-Instituts klagte noch mehr als die Hälfte (56,6 Prozent) der Unternehmen über Knappheit beim Baumaterial.

  27. Juli 2022